۱۳۸۸ مرداد ۱, پنجشنبه

?Was geschieht wirklich im Iran

این نوشته کمابیش برگردان آلمانی نوشته من بنام «کودتاگران چه می خواهند؟» است که برای روزنامه های آلمانی نوشته شده بود. از آنجایی که در آلمان باید نام و نشانی نویسنده آشکار باشد، چاپ این نوشته انجام نشد و آنرا برای آلمانی زبانانی که در اینترنت بدنبال نوشته های اینچنینی می گردند، در اینجا گذاشتم.
Die Ereignisse im Iran nach den Wahlen hielten nicht nur den Iranern den Atem. Für mehrere Tage beherrschten die Nachrichten aus der Hauptstadt des Gottesstaates alle Medien rund um den Globus. Die vereinfachte Version war nahezu einheitlich: Ahmadinejad hatte sich durch massiven Betrug zum Präsidenten der islamischen Republik ernannt und genoss dabei die uneingeschränkte Unterstützung des Revolutionsführers. War dies aber die ganze Wahrheit?

Ich schreibe unter diesem Pseudonym seit zehn Jahren in den persischsprachigen Internetseiten für meine Landsleute. Vor vier Jahren und kurz nach dem Amtsantritt Ahmadinejad´s schrieb ich in der Internetseite „Iran emrooz“, dass die Inszenierung dieses Wahlsieges und infolgedessen eine Legislaturperiode unter Ahmadinejad ein weiterer Schritt in einem komplexen Plan ist, wonach eine Sekte Namens „Hojjatiye“ versucht, die komplette Macht im Iran an sich zu reißen.

Was ist aber Hojjatiye? Oder genauer gefragt, wer ist sie?
Ich war ein erst zehn jähriger neugieriger Junge in einer kleinen Stadt in der Provinz Azerbayjan in Nordwesten Irans, als ich meine erste Bekanntschaft mit dieser Sekte machte. Aufwachsend in einer regimekritischen Familie wollte ich mehr über diese mysteriöse Gruppe wissen, die sich um einen Geistlichen versammelte, der seine Verbannungsstrafe in unserer Stadt absaß. Die Hojjatiye fiel damals durch zwei Hauptmerkmale auf, zum einen wurde die Rolle und Stellung des zwölften schiitischen Imams – mit Beinamen „Hojjat“ (Beweis) – hervorgehoben. Zum anderen wurde sie durch eine erbitterte Hetzkampagne gegen die Bahaai´s und ihren Übereifer in der Bekämpfung dieser Religionsgemeinschaft auffällig. Eine Beteiligung an aktuellen politischen Geschehnissen wurde den Mitgliedern untersagt. Die Anhänger dieser apokalyptischen Sekte erkennen keine weltliche Herrschaft an und sind der Überzeugung, dass „Mahdi“ - der schiitische Messias - nur dann aufersteht und die Menschheit erlöst, wenn Chaos, Wirrnis und moralischer Verfall die Welt beherrschten. Demnach darf ein „Hojjatiye’i“ keine Anstalten machen, um die Welt zu verbessern, denn mit jeder Verbesserung der Welt rückt nämlich die Wiederauferstehung des Erlösers ein Stück weiter in die Ferne.

Nach dem Sturz des Schahregimes wurde im Iran ein Gottesstaat in Form einer Islamischern Republik errichtet, dessen Gesetzgebung sich weitestgehend an Schari´a und Koran schiitischer Prägung anlehnte und dessen Gründer vorhatten, genau die Zustände zu beheben, die für Hojjatiye’is als Voraussetzung für die Wiederauferstehung Mahdis galten: der Traum, an Seite des Erlösers Schwert zu führen schien für die Sektenmitglieder endgültig aus zu sein.

In den ersten zwei Jahrzehnten nach der Revolution und insbesondere nach dem Tode Ayatollah Khomeynis, der die Hojjatiye wegen ihrer politischen Passivität vor und während der islamischen Revolution isolieren konnte, gelang es der Sekte, sich in ihrem Schattendasein neuzuorganisieren. Revisionisten erhielten hierbei die Oberhand und schafften die traditionelle Sichtweise der Hojjatiye’is in eine opportunistische und machtorientierte umzuwandeln. In diesem Zusammenhang tauchte der Name eines Geistlichen mit mysteriöser Vergangenheit und Angst einflössendem Blick immer wieder in der Medienlandschaft auf: „Ayatollah Mohammadtaghi Mesbaah Yazdi“.

Mesbaah – so wird Der Ayatollah im Iran genannt -, der vor und während der Revolution ein bekennender Gegner Khomeynis war, konnte sich nach seinem Tod schnell einen Namen machen, in dem er als Großayatollah eine „Fatwa“ – ein für die jeweiligen Gläubigen religiös bindendes Gutachten - ausstellte, die von den Agenten des Geheimdienstes als zu vollstreckendes Todesurteil der Andersdenkenden aufgefasst wurde: Daryoosch und Parvaane Foroohar, viele andere politische Gegner und Kritiker des Regimes wurden aufgrund dieser Fatwas auf bestialische Art und Weise ermordet.

Als Mitglied des Expertenrats, der den Revolutionsführer wählen und absetzen kann, gewann Ayatollah Mesbaah immer mehr an Macht und Einfluss und nutzte dies auch um seinen Schützling ins Präsidentenpalast zu führen, dieser Schützling war kein anderer als Mahmood Ahmadinejad.

Hojjatiye ist eine apokalyptische Sekte. Die neue Generation dieser ultrafundamentalistischen Glaubensrichtung des schiitischen Islam im Iran hat die passive und wartende Haltung der vorigen Generation abgelegt und sieht ihre dringlichste Aufgabe darin, die Welt mit allen Mitteln, darunter z. B. einen atomaren Krieg, in einen Ort zu verwandeln, in dem sich kein Mensch seines Lebens sicher sein kann und aus jeder Ecke der flehende Schrei nach einem Erlöser gen Himmel stößt. Dann, aber auch nur dann wird Mahdi kommen und den Sektenanhängern wird die Ehre zu Teil, an seiner Seite zu kämpfen und gar eines Märtyrertodes zu sterben. Nicht ohne Grund beginnt Ahmadinejad jede seiner unzähligen Reden, egal ob vor UNO-Vollversammlung oder in Antirassismuskonferenz, mit dem „Faradsch“-Gebet, ein Gebet, in dem Allah angefleht wird die Ankunft Mahdis zu beschleunigen.

Eine ausführliche Darlegung der Machtverhältnisse im heutigen Iran würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Fakt ist, dass Khamenei nur den Schein eines mächtigen Führers zu wahren versucht und den Machtkampf gegen Hojjatiye und allen voran gegen Mesbaah Yazdi längst verloren hat. Sollte Ahmadinejad seine Position und die der Hojjatiye befestigen können, wird der graue Eminenz langsam den Schatten verlassen und über den Iran eine derartige Herrschaft des Schreckens verhängen, wie wir sie aus Afghanistan unter Taliban kennen, mit dem großen Unterschied, dass die iranischen Taliban ihren Krieg gegen die ungläubigen mit den eigenen Petrodollars finanzieren und darauf bauen, ihr Arsenal in absehbarer Zukunft auch mit Atombomben aufrüsten zu können.

Wenn die grüne Welle, diese erste multimediale Revolution der Geschichte abebbt, wenn der Westen, wie so oft bisher geschehen, versucht, sich mit dem Putschregime zu arrangieren und sich von Fanatikern der Hojjatiye-Sekte erniedrigen und vorführen zu lassen, wenn die Welt weiterhin tatenlos zusieht, wie die iranischen Frauen und Männer auf offener Straße erschossen oder in den Gefängnissen gefoltert werden, wenn den Putschisten nicht unmissverständlich klar gemacht wird, dass die Verletzung der Menschen- und Bürgerrechte mit Abbruch aller diplomatischen Beziehungen bestraft wird, werden wir alle bald die unfreiwilligen Zeugen der Entstehung eines Schreckenregimes sein, das seinesgleichen in der Region (oder in der Landesgeschichte) sucht.

Was im Iran wirklich geschieht, ist nicht ein einfacher Wahlbetrug, wie wir ihn aus anderen Ländern kennen. Vielmehr ist dieser Prozess eine Metamorphose des theokratischen Regimes von einer „islamischen Republik“ zu einem „islamischen Kalifat“. Das Regime in Teheran entledigt sich all seiner lästigen pseudodemokratischen und republikanischen Komponenten, mit Ayatollah Khamenei als eine Marionette in der Rolle des Revolutionsführers, mit Ayatollah Mesbaah als der Stellvertreter des Mahdis und sein Bevollmächtigter und schließlich mit Ahmadinejad als ein Präsident eventuell auf Lebenszeit.

Wenn der Plan der Hojjatiye aufgeht, wird das Atomprogramm das kleinste Problem der Welt mit diesem Regime sein.